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„Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“

Zwei miteinander verbundene Wolken
Bild: Ines Richter-Kuhn

Dieser verzweifelte Ausruf eines Vaters, der Jesus seinen „von einem bösen Geist besessenen“ Sohn bringt, dürfte exemplarisch sein für die Zwiespältigkeit unserer Gefühle, nicht nur zum Thema Glauben. Jesus vertreibt den bösen Geist des epilepsiekranken Kindes. Es wirkt danach wie tot, doch Jesu Berührung erweckt es zum Leben.

Jeder von uns kennt Situationen, in denen es schwierig und unübersichtlich wird. Manchmal hilft ein Stoßgebet zum Himmel und wischt unsere Zweifel hinweg. Aber es gibt auch die langen Durststrecken und dunklen Tage in denen sich Trauer, Schmerz und Verzweiflung breit machen. Seien wir ehrlich! Es ist wohl kaum eine(r) unter uns, der dann nicht schon einmal die Existenz Gottes in Frage gestellt hat. 
Ich erinnere mich an eine schwere Zeit, die ich durchlebte. Abwechselnd fragte ich Gott und mich selbst, warum das geschehen musste. Ich erzählte einem alten frommen Menschen aus der Gemeinde, dem das Leben in weitaus schlimmerer Weise als mir zugesetzt hatte, davon. Er schaute mir in die Augen und antwortete: „Man kann nicht tiefer fallen als in die Hand Gottes.“ Diese Worte sind für mich zum Bindeglied zwischen Glauben und Unglauben geworden. Denn längst weiß ich, dass ich geführt wurde und werde.

Ich glaube an das Gute im Menschen. Wenn Schiller Nathan, den Weisen, sagen lässt: “Ich weiß, wie gute Menschen denken, weiß, dass alle Länder gute Menschen tragen.“ spricht mir dies ganz aus dem Herzen. Diese Überzeugung kann dennoch nicht verhindern, dass sich Skepsis in mir breit macht angesichts mancher zwischenmenschlichen und politischen Entwicklungen. Dann schwanke ich zwischen Glauben und Unglauben und frage mich, wo ist die christliche Nächstenliebe geblieben?

Wir Menschen sind darauf angewiesen, zu glauben und zu hoffen, an Gott, an das Gute im Menschen und nicht zuletzt an uns selbst. Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir getragen werden, auch dann, wenn wir es schwer haben, uns verlieren, etwas nicht hinkriegen, uns zuschulden kommen lassen. Wie gut tut es da, wenn einer mit uns ist, der zuhört, tröstet, versteht, auf uns baut, Mitmensch oder Gott. „Ich möcht, dass einer mit uns geht... Sie nennen ihn den Herren Christ.“ So heißt es in einem bekannten Kirchenlied. Bleiben Sie auch 2020 im Glauben verwurzelt.

 

Dies wünscht Ihnen Ines Richter-Kuhn

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