GEDANKEN ZUR jAHRESLOSUNG

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als Schulkind wanderte ich einmal spät abends mit meinem Vater zur Elbquelle im Riesengebirge. Wir waren mit unserem Trabbi liegen geblieben, fanden ein Nachtlager in einer Holzhütte und brauchten Wasser. An der Quelle angekommen, war ich beeindruckt und enttäuscht

zugleich, wie das Wasser aus dem Boden sprudelte und sich in einem schmalen Rinnsal talwärts verlor. Mein Vater ermutigte mich, zu trinken und die mitgebrachte Flasche zu füllen. Das war ungewohnt, schmeckte aber angenehm frisch.

Auch aus Kindheitstagen erinnere ich mich an eine in Stein gemeißelte Inschrift „Wasser ist Leben“. Unser Leitungswasser ist von höchster Qualität, dennoch kaufen die Deutschen am liebsten Wasser in Flaschen - Gerolsteiner, Volvic und Apollinaris sind die meist gekauften Sorten. Während wir stets genügend Trinkwasser zur Verfügung haben, dursten und verdursten in vielen Regionen der Welt Menschen, Tiere und Pflanzen.

Aber in der Jahreslosung geht es um mehr als den bloßen Durst nach Wasser. Während sich etliche Menschen, ihre Wünsche im Leben in schier allen Varianten erfüllen können, haben andere kaum das Nötigste für ihr Dasein. Während ein guter Teil in sich eine nie versiegende Quelle von Zuversicht und Lebensfreude spürt, tragen manche schwer an Schmerz, Kummer oder Groll.

So verschieden der Zugang jedes einzelnen zu den Quellen des Wassers und der Lebenskräfte auch sein mag, vor Gott sind wir alle gleich. Unseren Durst

zu stillen und zwar umsonst, ohne irgendwelche Gegenleistung - das sichert er

uns durch sein Wort zu. „Alle meine Quellen entspringen in Dir, Du, mein guter Gott. Du bist das Wasser, das mich tränkt und meine Sehnsucht stillt.... Du bist die Liebe, die befreit, wenn uns das Herz anklagt...“ Besser als in jenem schönen Lied der Franziskanerin Leonore Heinzel kann man es kaum ausdrücken. Ich wünsche Ihnen stets ein Glas lebendigen Wassers in einem mit Gottes reichem Segen erfülltem Jahr 2018.

 

Ines Richter-Kuhn