· 

"Prüft alles und behaltet das Gute!"

1. Thessalonicher 5,21

Angebissener Apfel
Foto: Ines Richter-Kuhn

So heißt es in jenem Brief des Apostel Paulus an seine noch junge Gemeinde.

 

Ich bin beeindruckt, wie aktuell diese von der ÖAB bereits vor vier Jahren ausgewählten Bibelworte im Hier und Jetzt sind. Wenn ich in mir nachspüre, bemerke ich, dass dieser Satz genauso gut ein Rat meiner längst verstorbenen Großmutter sein könnte. „Schau dir die Äpfel an, Ines, und nimm nur die, die nicht wurmstichig sind.“ Ich sehe die vom Leben geprüfte und doch fromme Frau vor mir. Sie lehrte mich, den Menschen ins Herz zu schauen, nicht nur in die Augen. Vielleicht war sie- im Gegensatz zu mir- manchmal zu sehr auf der defizitären Seite unterwegs, mißtraute eher, als das sie vertraute.

 

Ich gebe meinen Mitmenschen gern einen Vertrauensvorschuss und doch bin ich nicht diejenige, die sich blind auf die Aussagen anderer verlässt. Eine gesunde Skepsis hat mich durch viele Berufs- und Lebensjahre getragen. Nicht alles, was uns begegnet, ist gut und hilfreich. Es gilt also, das Wertvolle herauszufiltern und das Schädliche beiseite zu lassen. Dies trifft auf ganz alltägliche Dinge zu, wie auch auf unser Verständnis von Glauben. Wir dürfen auf einen liebenden Gott bauen, der Werte, wie Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit unterstützt.

 

In unserer heutigen Zeit wird es immer schwieriger, Fakten von Fake News zu unterscheiden. So sind die Paulus-Worte ein Aufruf, dass wir uns einerseits für neue Perspektiven öffnen. Andererseits sollten wir diese gewissenhaft prüfen, um uns für die einander verbindenden Elemente zu entscheiden, statt uns durch Neid und Argwohn trennen zu lassen. Wir müssen wachsam sein, um nicht durch Polemik und falsche Versprechungen verführt zu werden. Durch kritisches Hinterfragen eigenen und fremden Denkens und Handelns nutzen wir sowohl Herz als auch Verstand. Nur so entstehen selbstbestimmte Entscheidungen, zu unserem eigenen und zum Wohle unserer Mitmenschen.

 

Ines Richter-Kuhn

Kommentar schreiben

Kommentare: 0