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„Was hat das wohl zu bedeuten?“

Apostelgeschichte 2,12 – Basisbibel

 

Pfingsten in Jerusalem: Wind, Flammen, Heiliger Geist. Eine ganze Gemeinde wurde davon erfasst. Die Auswirkungen des Geistes waren wahrnehmbar: Sie lobten Gott, zu hören in vielen Sprachen. Zugewanderte standen daneben, beobachteten die Szenerie und staunten: „Was hat das wohl zu bedeuten?“.

 

Pfingsten in Sachsen: Wind, Wandern, Freiluftgottesdienst. Zwei Menschen stehen am Rand. Die alte Frau hält sich am Rollator fest. Der Jugendliche hat sein Basecape nach hinten gedreht. Wortfetzen klingen herüber: „Krass“, „Früher“, „Zukunft“, „schwere Zeiten“, „Bodenlos“, „Alter“, „Angst“, „Kleber“, „Krieg“. Ich verstehe keine Zusammenhänge. Ich stelle nur fest: Sie sind nicht einer Meinung. Aber sie reden leise. Sie hören zu. „Was hat das wohl zu bedeuten?“

 

Ich erinnere mich an Zeiten, in denen es Spaß machte, miteinander zu reden, zu streiten, die anderen ausreden zu lassen. Heute habe ich „meine“ Meinung. Sie steht nicht zur Diskussion. Heute muss ich vor allem auf allen Kanälen laut sein, damit sich meine Meinung durchsetzt.

 

Pfingsten 2023: Ich blicke sehnsuchtsvoll nach Jerusalem damals und wünsche mir Wind, Flammen und eine große Portion Heiligen Geist. Mir wird klar: Das Pfingststaunen kommt vom Zuhören, nicht vom Schreien. Wenn ich deshalb dann mein Megafon in die Tonne werfe, hoffe ich, dass jede Menge Menschen staunend danebenstehen und fragen: „Was hat das wohl zu bedeuten?“ Ich könnte es ihnen erklären.

 

Georg Zimmermann

Landesjugendpfarrer

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