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Vom Auf und Ab des Glaubens

Auf der Suche nach einem passenden Foto für meinen Artikel zur Jahreslosung fand ich diesen Balanceakt. Er ist Teil eines „Weges der Besinnung”, gestaltet von der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Bad Kissingen.

Je länger ich das Bild betrachte, desto mehr wird mir deutlich: genau das ist es. Genau so wird das Auf und Ab meines Glaubens, meines Verhältnisses zu Gott symbolisiert.

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben”, d.h. ich bin ganz fest überzeugt, dass gerade Gottes Willen geschieht, oder besser, geschehen kann. Vielleicht schon morgen wachsen Zweifel, ob dies wirklich so ist. Manchmal fühlt man sich von Gott und der Welt verlassen und ein anderes Mal geborgen in Gottes Hand. Kennen Sie dieses Gefühl auch, liebe Leser? Ich bin mir ziemlich sicher, dass dem so ist.

Wichtig erscheint mir, dass die stabile Mitte dieses Hin und Her, Auf und Ab aushält. Schauen Sie auf das Foto. Fest verankert mit drei großen Schrauben gibt das massive Holz dem Spiel der beiden „Gewichte” halt. Ganz egal was gerade schwerer wiegt, Glaube oder Zweifel, an der Mitte ändert sich nichts!

Gott kennt uns, er weiß um unsere Stärken und Schwächen. Für mich ist das eine tröstliche Gewissheit. Es tut gut zu wissen, dass wir nicht perfekt sein müssen. Auch im Glauben nicht.

Eine liebe Tante, von der ich vor kurzem Abschied nehmen musste, haderte am Ende ihres langen Lebens mit Gott. So gern wollte sie einschlafen dürfen. „Was hast Du Gott noch mit mir vor, dass ich nicht gehen darf?” Da kamen ihr Zweifel, dass es Gott mit ihr noch gut meint und sie unnötig leiden musste. Kein Zweifel kam ihr aber, dass es Gott ist, der hier „am Werke war”.

Und da ist sie wieder – die stabile Mitte, die alles zusammenhält und dem Spiel von Glauben und Zweifel, vom Gefühl der Geborgenheit und Verlassenheit standhält. Gott sind diese Gefühle nicht fremd. Er hat sie in Jesus Christus bis zum Äußersten am Kreuz durchlitten.

So können wir auch in Zukunft getrost beten: „...DEIN Wille geschehe... und HERR, Du weißt, ich glaube, hilf meinem Unglauben”.

 

Claudia Kramer

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