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Blickwechsel

Foto: Anika Huizinga / Unsplash
Foto: Anika Huizinga / Unsplash

 Abendgottesdienst, Zionskirche, 10. März

 

Predigttext: Johannes 6:1-15 Die Speisung der 5000

 

Wir sind mitten in der Fastenzeit, eine Zeit für Reflektion und eine Einladung zum Nachdenken. Ein Blickwechsel auf das, was im Leben wichtig ist, ja was wirklich wichtig ist, und auch was du und ich loslassen wollen, um noch mehr das Gute zu leben und zu verbreiten.

 

Das heutige Evangelium lädt zum Blickwechsel ein. Ja, die Speisung der 5000 war ein Wunder, welches mit dem bloßen Verstand nicht zu verstehen ist. 5 Brote und 2 Fische für 5000 Menschen ist unlogisch. Gleichzeitig ist es aus der Perspektive von Gott möglich und machbar. Nach den Bibelerzählungen über Jesus von Nazareth, war das Brotwunder nicht das erste Wunder. Kranke wurden bereits von ihm geheilt, das Wasser zu Wein verwandelt. Auch in der alttestamentlichen Lesung hörten wir von einer Brotteilung, einem Wunder, wo noch Brot übrig blieb.

 

Gemäß der Erzählung sammelten sich viele Menschen am See von Tiberias. Menschen, die erfüllt waren mit Sehnsüchten: Sehnsucht nach Befreiung, Heilung, Veränderung. Sehnsüchte, die auch in unserer jetzigen Welt so aktuell und unendlich groß sind, sowohl bei Menschen als auch anderen Lebewesen. Wir alle kennen die Bilder und Geschichten aus dem Fernsehen, Radio usw.

 

In unserem Jetzt kann das Wunder von der Speisung der 5000 wirklich provozieren. Das Wunder von damals weckt die Frage, wo denn dieser Gott, der Menschen speist, ist. Wo ist Gott in den unzähligen Kriegsgebieten, bei Millionen hungernden Kindern, in den abgeholzten Wäldern und mit Plastik zugemüllten Flüssen?

 

Ich weiß es nicht.

 

Ich glaube aber fest daran, dass wir Christen dazu aufgerufen und berufen sind, dem Bösen zu trotzen und an dem Guten festzuhalten, also an Gott, der Lebenskraft. Wir sind dazu berufen, aus der Hoffnungslosigkeit und dem Zweifel, der uns alle überkommt, uns immer wieder neu auszurichten, hin zu einem Gott, der auferstanden ist, der da ist und der sieht.

 

In unserer Lesung erhob Jesus seine Augen und sah, dass viel Volk auf dem Weg zu ihm war. Er erhob seine Augen und sah…

 

Unsere Augen erheben und sehen. Das ist ein Impuls, die wir von unserer heutigen Lesung mitnehmen können. Hinschauen, auch wenn es schwerfällt. Nicht allein, sondern mit Christus an der Hand und in Gemeinschaft mit anderen, in der Gemeinde, in Familie, mit Freunden, der Gegenwart der Natur, die uns tragen und mit frischer Luft und Energie bereichern will. Hinschauen sowohl zum Leiden und zu den vielen helfenden Hände und Füße, sie sehen und unterstützen mit Gebeten, Spenden, guten Gedanken.

 

Jesus sah und er involvierte seine Jünger und die Menschen. Ein kleiner Junge brachte alles, was er hatte, und das Wenige stellte er den anderen zur Verfügung.

 

Vielleicht ist das das wirkliche Wunder, Mut zu haben, sich Gott hinzugeben, und auch der Glaube daran, dass es Sinn macht, wie du und ich leben und mit welchem Blick wir unsere Mitmenschen, die Schöpfung und die Welt sehen. Es macht einen Unterschied, wie wir uns Gott, dem Guten, immer wieder neu und mutig zur Verfügung stellen… auf unsere ganz individuelle Art und Weise und mit Wegweisern und Hilfen wie zum Beispiel Gebeten, Symbolhandlungen wie Kerze anzünden, Bibel lesen, Musik, Poesie, in der Natur sein...

 

Und wir alle leben, wirken und bewegen uns selbst und einander in Gott, der Lebenskraft, die in allem Lebendigem lebt in Ewigkeit.

 

Silvia Kramer, Pfarrer in Söderala (Schweden)

 

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