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Verheißungs-VOLL

Bild: Weizen, Pixabay
Bild: Weizen, Pixabay

WENN DAS WEIZENKORN NICHT IN DIE ERDE FÄLLT UND ERSTIRBT, BLEIBT ES ALLEIN; WENN ES ABER STIRBT, BRINGT ES VIEL FRUCHT.

 

Joh 12,24

 

Verheißungs-VOLL.

 

Ich sitze vor dem Bildschirm. Videokonferenz. Was sonst! Wir tauschen uns über die Zukunft aus: Was wird im Sommer möglich sein?

 

Fast unbemerkt reden wir plötzlich aber über die Vergangenheit und unsere Erfahrung: Wir träumen uns zurück in den Sommer 2019. Das war ein Leben! So muss es auch im Sommer 2021 wieder werden!

 

Während ich in Erinnerungen schwelge, werde ich herausgerissen: „Es wird ganz anders werden. Vergesst, was ihr bisher erlebt habt. Verabschiedet euch von euren festen Vorstellungen.“

 

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Joh 12,24)

 

Dieses biblische Bild steht für das Sterben und Auferstehen Jesu. Die Menschen zur Zeit Jesu hatten klare Vorstellungen von der Herrlichkeit Gottes. Der Tod seines Sohnes gehörte nicht dazu. Sie mussten nicht nur von Jesus Abschied nehmen. Sie mussten auch Abschied nehmen von ihren Vorstellungen, von ihren Ideen über Gott. Völliges Loslassen. Völliger Verzicht.

 

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Joh 12,24)

 

Mitten in der Passionszeit macht dieser Satz Mut, einmal alle bisherigen Erfahrungen und Vorstellungen loszulassen.

Er macht Mut, bodenständig wie der Weizen zu werden.

Er macht Mut, im Loslassen der Verheißung zu vertrauen, dass daraus Neues entsteht: Neues Leben. Viel Frucht.

 

Es ist so schwer und doch ist es im eigentlichen Sinn des Wortes: Verheißungs-VOLL.

 

Georg Zimmermann

Landesjugendpfarrer

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Kommentare: 1
  • #1

    Susanne Höhn (Donnerstag, 01 April 2021 11:39)

    Lieber Pfarrer Zimmermann,
    Ihre persönlichen Gedanken zur aktuellen Situation sprechen mir aus dem Herzen. Wie ging es uns doch gut vor dieser Pandemie. Auch ich träume von unbeschwerten (Sommer-) Tagen...
    Und doch der Bibeltext macht wirklich Mut! Ohne loszulassen kommen wir nicht weiter. Das lehrt uns diese harte Zeit.
    Dann kann etwas entstehen, was wir nicht mehr erwartet haben. Dafür sollten wir uns öffnen.
    Ich war schon lange nicht mehr zum Gottesdienst in Zion - aus Vorsicht. Aber ich bin immer in Gedanken bei der Gemeinde. Das sollen Sie wissen!
    Gesegnete Ostern
    wünscht Susanne Höhn